Shopify für B2B: Passt die Plattform zu Ihrem Geschäftsmodell?
Shopify hat sich als leistungsfähige E-Commerce-Plattform für D2C-Modelle etabliert – schnell, intuitiv, erweiterbar. Doch wie geeignet ist das System für den B2B Commerce?
Immer mehr Hersteller, Händler und Marken aus dem B2B-Sektor stellen sich diese Frage, wenn es um den Aufbau oder die Erneuerung ihres digitalen Vertriebs geht.
In diesem Beitrag zeigen wir, welche Optionen Shopify für B2B-Unternehmen bietet – von der Wahl des Shop-Konzepts über die Tarifstruktur bis hin zu Funktionen und typischen Herausforderungen.
Ziel ist es, eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen – unabhängig davon, ob Sie gerade am Anfang stehen oder bereits mit Shopify arbeiten und ein B2B-Modell integrieren möchten.
B2B-Onlineshop mit Shopify – was ist möglich?
Ursprünglich vollständig auf den B2C-Handel ausgerichtet, hat sich Shopify in den letzten Jahren spürbar weiterentwickelt. Mit dem wachsenden Bedarf im Geschäftskundensektor bietet die Plattform – insbesondere in der Shopify Plus-Version – mittlerweile auch spezifische Funktionen für B2B-Unternehmen.
Dazu zählen z. B.
Kundenspezifische Preislisten und Produktkataloge
Mengenrabatte und Preisregeln
Funktionen zur Automatisierung von Bestellprozessen
Die Anzahl der B2B-Unternehmen, die Shopify erfolgreich einsetzen, steigt kontinuierlich – und bestätigt damit die Relevanz der Plattform auch für den Groß- und Geschäftskundenhandel.
Was Shopify auszeichnet, ist die konsequente Einfachheit: Die Plattform ist schnell implementiert, zuverlässig im Betrieb und intuitiv zu bedienen. Als SaaS-Modell übernimmt Shopify zudem Hosting, Wartung und Weiterentwicklung – das reduziert den technischen Aufwand für Händler spürbar.
Im Gegenzug müssen Unternehmen Einschränkungen in Kauf nehmen: Die Plattform ist geschlossen, individuelle Anpassungen sind begrenzt, und sowohl Prozesse als auch Daten liegen in der technischen Hoheit von Shopify.
B2B Commerce mit Shopify – zwei grundlegende Konzepte
Bevor Sie sich mit Funktionen und Tarifen befassen, sollten Sie entscheiden, wie Ihr Shopify-Shop grundsätzlich aufgebaut sein soll. Im Wesentlichen gibt es zwei Szenarien:
1) Gemischter Shop: B2B und B2C in einem System
In einem gemischten Shop bedienen Sie sowohl Endkund:innen als auch Geschäftskund:innen über eine gemeinsame Storefront. Das bietet den Vorteil einer einheitlichen Systemlandschaft und spart Ressourcen für Pflege und Betrieb.
Gleichzeitig erfordert dieses Setup eine saubere Trennung der Zielgruppen. Denn Geschäfts- und Privatkund:innen erwarten unterschiedliche Funktionen, Prozesse und Preislogiken:
Bruttopreise für B2C, Nettopreise für B2B
Unterschiedliche Registrierungspflichte
Angepasste Sichtbarkeit von Produkten, Inhalten oder Zahlungsmethoden je Kundengruppe
Damit das funktioniert, braucht es klare Vorgaben:
Was genau soll der B2B-Bereich leisten? Welche Funktionen brauchen Ihre Händler? Welche Workflows lassen sich gemeinsam abbilden – und welche nicht?
Shopify unterstützt diese Trennung technisch über Kundengruppen, individuelle Preislisten (Shopify Plus) und App-Lösungen. Für kleinere B2B-Szenarien ist dieser Ansatz oft ausreichend – besonders, wenn B2B nur einen Teil des Geschäfts ausmacht.
2) Eigenständiger B2B-Shop
Alternativ können Sie einen vollständig auf Geschäftskund:innen ausgerichteten Shop betreiben – etwa als Subdomain (z. B. b2b.ihreshopdomain.de) oder als separates Shopify-Projekt.
Wenn Sie keine Endkund:innen bedienen (oder diese strikt trennen wollen), bietet ein eigener B2B-Shop viele Vorteile: Sie können Ihre Inhalte, Prozesse und Preislogiken gezielt auf Geschäftskund:innen ausrichten – ohne Rücksicht auf die Anforderungen des B2C-Geschäfts. Das bedeutet:
Mehr Flexibilität bei der Storefront-Gestaltung
Gezielte Konfigurationen für B2B, z.B. in der Navigation und beim Checkout
Differenzierte Preise und Konditionen für verschiedene Händlergruppen
Preise nur für registrierte und verifizierte Händler sichtbar
Geschützter Zugang und personalisierte Erlebnisse
Vor allem bei anspruchsvollen Kundenbeziehungen, längeren Entscheidungszyklen oder individueller Beratung bietet ein separater B2B-Shop die nötige Flexibilität. Der Fokus liegt hier nicht auf Convenience, sondern auf Verlässlichkeit, Prozesseffizienz und Funktionstiefe.
Direktvergleich: Gemischter Onlineshop (B2C & B2B) vs. dedizierter B2B Shop mit Shopify
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede zwischen gemischten und dedizierten Shops.
Verwaltung des Adminbereichs
Gemischter Shop: Verwalte deine B2B- und D2C-Kund:innen, -Bestellungen und -Produkte über einen einzigen Shopify-Adminbereich. Alle Daten werden für B2B- und D2C-Aktivitäten gemeinsam genutzt und Workflows lassen sich effizient bündeln.
Dedizierter Shop: Nutzen Sie einen separaten Adminbereich ausschließlich für Ihre B2B-Prozesse. Erforderlich ist ein eigenständiger Shopify-Shop.
Statistiken
Gemischter Shop: Verwenden Sie kombinierte Berichte und Analysen für B2C- und B2B-Kund:innen. Mit den neuen Shopify-Statistiken Können Sie Ihre Berichte auf einen B2B-Kontext zuschneiden.
Dedizierter Shop: Alle Statistiken und Berichte beziehen sich ausschließlich auf Ihre B2B-Geschäftsprozesse.
Checkout
Gemischter Shop: B2C- und B2B-Kund:innen nutzen denselben Checkout mit identischen Zahlungs- und Versandoptionen. Anpassungen und Segmentierungen sind über Apps wie „Checkout Blocks“ möglich.
Dedizierter Shop: Alle Zahlungs- und Zustelloptionen sind auf B2B-Kund:innen zugeschnitten.
Kundenanmeldung und -konten
Gemischter Shop: B2C- und B2B-Kund:innen verwenden eine gemeinsame Login-Seite. Die Kundenkonten lassen sich individuell gestalten.
Dedizierter Shop: B2B-Kund:innen melden sich über eine eigene Anmeldeseite an. Auch hier ist eine individuelle Gestaltung möglich.
Rabatte
Gemischter Shop: Rabattcodes gelten sowohl für B2B- als auch für D2C-Kund:innen. Über Segmentierung können Sie gezielt steuern, für welche Kundengruppen sie verfügbar sind. Aktivierung über einen Merchant Success Specialist erforderlich.
Dedizierter Shop: Rabattcodes gelten ausschließlich für B2B-Kund:innen. Auch hier ist die Aktivierung über einen Merchant Success Specialist erforderlich.
Geschenkgutscheine
Gemischter Shop: Gutscheine gelten gleichermaßen für B2C- und B2B-Kund:innen. Aktivierung über einen Merchant Success Specialist.
Dedizierter Shop: Gutscheine sind für B2B-Kund:innen verfügbar. Aktivierung erfolgt ebenfalls über einen Merchant Success Specialist.
Inventar
Gemischter Shop: Es gelten gemeinsame Inventareinstellungen für alle Kundentypen. Eine Trennung nach B2B und D2C ist nicht möglich.
Dedizierter Shop: Inventareinstellungen gelten ausschließlich für B2B-Kund:innen.
Benachrichtigungen
Gemischter Shop: Benachrichtigungen und E-Mails zu abgebrochenen Warenkörben sind für beide Kundengruppen gleich. Inhalte lassen sich per Liquid-Code an den Kundenkontakt anpassen.
Dedizierter Shop: Alle Benachrichtigungen gelten für B2B-Kund:innen. Eine Differenzierung nach Kundentyp ist nicht erforderlich.
Produkte
Gemischter Shop: Produktverfügbarkeit und Preise lassen sich über Kataloge nach Kundentyp differenzieren. Einzelne Produkte für B2B- oder D2C-Kund:innen können ein- oder ausgeblendet werden.
Dedizierter Shop: Alle Produkte sind exklusiv für B2B-Kund:innen sichtbar. Über Kataloge lassen sich individuelle Preise und Sortimente festlegen.
Versandeinstellungen und -tarife
Gemischter Shop: Versandoptionen gelten für alle Kundentypen gleichermaßen, können jedoch über Drittanbieter-Apps angepasst werden.
Dedizierter Shop: Alle Versandarten und -tarife sind speziell auf B2B-Kund:innen zugeschnitten.
Onlineshop-Branding
Gemischter Shop: Branding, Theme, Design und Marken-Assets (z.B. Colors und Logos) gelten für beide Kundengruppen. Wenn Sie die Onlineshop-Erfahrung für B2B-Kund:innen anpassen möchten, können Sie die Liquid-Variable customer.b2b im Theme-Editor verwenden oder den Code Ihres Themes bearbeiten.
Dedizierter Shop: Sie gestalten den Shop gezielt für B2B-Kund:innen – inklusive individueller Menüs, Branding und Themes.
Shopify Scripts
Gemischter Shop: Aktivierte Shopify Scripts wirken sich auf alle Kundengruppen gleichermaßen aus.
B2B-Kund:innen sind nicht von Shopify Scripts betroffen, wenn sich Skripte standardmäßig auf Rabatte von Positionen auswirken.
Dedizierter Shop: Skripte greifen gezielt für B2B-Kund:innen, wenn Sie Rabatte oder Preise über Shopify Scripts steuern.
Steuereinstellungen
Gemischter Shop: Steuerlogik und Einstellungen sind identisch für B2C- und B2B-Kund:innen.
Dedizierter Shop: Steuerkonfigurationen gelten ausschließlich für B2B-Kund:innen.
Den richtigen Shopify-Plan wählen – wann lohnt sich Shopify Plus wirklich?
Wenn Sie sich für einen B2B-Shop mit Shopify entscheiden, müssen Sie eine zentrale Frage beantworten: Welcher Shopify-Plan passt zu meinem Vorhaben – und wann lohnt sich Shopify Plus wirklich?
Auch wenn Shopify eine Vielzahl an Funktionen bietet, sind die B2B-Optionen im Standard nur begrenzt verfügbar. Wer im Geschäftskundenbereich ernsthaft durchstarten will, stößt früher oder später an Grenzen – insbesondere, wenn es um mehr geht als einfache Produktlisten und Zahlungsarten.
Shopify selbst stellt verschiedene Pläne bereit – vom günstigen Einstieg bis zur Enterprise-Lösung. Die Unterschiede liegen nicht nur im Preis, sondern vor allem im Funktionsumfang.
Für B2B-Unternehmen sind dabei zwei Aspekte besonders relevant:
Welche spezifischen B2B-Funktionen stehen zur Verfügung?
Und was kosten sie in der Praxis wirklich?
Überblick: Welche Shopify-Tarife gibt es?
Aktuell bietet Shopify vier Hauptpläne, die sich in Preis, Flexibilität und Leistungsumfang deutlich unterscheiden:
Basic Shopify, Shopify und Advanced Shopify richten sich an kleine bis mittelgroße Unternehmen und bieten grundlegende bis erweiterte E-Commerce-Funktionen. Native B2B-Features sind hier jedoch nicht enthalten.
Shopify Plus ist die Enterprise-Version – konzipiert für größere und komplexere Unternehmen. Inklusive: eine umfangreiche Suite nativer B2B-Funktionen sowie deutlich höhere Skalierbarkeit und Anpassbarkeit.
Nur der Shopify Plus-Plan bietet native B2B-Funktionen wie:
Kundenspezifische Preisliste
Unternehmensprofile mit mehreren Benutzer:innen
Zahlungsbedingungen (z. B. Rechnungskauf)
Einkaufslisten und Schnellbestellungen
Exklusive B2B-Checkouts
Im Standard (Basic, Shopify und Advanced) benötigen Sie für diese Funktionen zusätzliche Apps oder eigene Entwicklungen.
Wie viel kostet ein B2B-Shop mit Shopify?
Vergleichstabelle der Shopify-Abonnementpläne für B2B-Unternehmen:
Was kostet Shopify – und welche Zusatzkosten sind realistisch?
Neben den monatlichen Grundkosten für den gewählten Plan können zusätzliche Ausgaben anfallen – je nach Anforderungen und Setup:
Transaktionsgebühren: Wenn Sie nicht Shopify Payments nutzen, fallen zusätzliche Gebühren an. Je nach Plan sind diese unterschiedlich hoch – in den teureren Plänen meist günstiger.
Apps: Für Funktionen wie Kundenportale, Staffelpreise oder spezifische Logiken benötigen Sie gegebenenfalls kostenpflichtige Erweiterungen.
Design & Entwicklung: Individuelle Anpassungen am Theme, spezielle UI-Komponenten oder eigene Funktionen schlagen zusätzlich zu Buche.
Integrationen: Die Anbindung an ERP-, PIM- oder CRM-Systeme ist bei komplexeren Geschäftsprozessen oft unumgänglich.
Komplexität: Je höher die Anforderungen an Ihre B2B-Prozesse, desto aufwendiger – und damit teurer – wird die technische Umsetzung.
💡 Wichtig zu wissen: Shopify Plus skaliert mit dem Umsatz. Ab einer gewissen Umsatzgröße zahlen Sie einen prozentualen Anteil – erhalten dafür aber zusätzliche Betreuung und ein erweitertes technisches Setup direkt durch Shopify.
Zwischenfazit: Für wen lohnt sich welcher Shopify-Plan?
Standardpläne (Basic bis Advanced Shopify) sind besonders dann interessant, wenn Sie mit einem klar fokussierten B2B-Angebot starten möchten – z. B. mit wenigen Kundengruppen, überschaubaren Produktstrukturen und einem begrenzten Budget.
In Kombination mit passenden Apps lässt sich auf dieser Basis ein erster B2B-Shop realisieren, der vor allem für kleinere Unternehmen attraktiv ist.
Shopify Plus hingegen ist die richtige Wahl, wenn Sie:
komplexe Anforderungen wie kundenspezifische Preise oder Zahlungsziele umsetzen wollen
mehrere Unternehmensprofile oder Standorte verwalten müssen
auf einen skalierbaren und professionellen B2B-Prozess setzen
Besonders für Unternehmen mit ambitionierten Wachstumszielen oder bereits hohem Umsatzvolumen lohnt sich Shopify Plus. Shopify selbst empfiehlt den Einsatz dieser Version explizit für Firmen, die strukturiert wachsen – oder dies konkret planen.
Die richtigen Apps für den Shopify B2B-Shop auswählen – Chancen und Grenzen
Shopify verfolgt einen klaren Plattform-Ansatz: Der Kern bleibt bewusst schlank – für maximale Performance und Stabilität. Statt sämtliche Funktionen fest zu integrieren, setzt Shopify auf ein umfangreiches App-Ökosystem.
Das Prinzip lautet: Sie erweitern Ihren Shop gezielt um die Funktionen, die Sie wirklich brauchen – und nicht mehr.
Für viele B2B-Anforderungen ist das ein entscheidender Vorteil: Kundengruppen, individuelle Preislogiken oder automatisierte Prozesse lassen sich modular ergänzen – ohne komplexe Eigenentwicklungen.
Warum das für Ihre Entscheidung relevant ist
Wenn Sie prüfen, ob Shopify zu Ihrem B2B-Geschäft passt, spielt das App-Modell eine zentrale Rolle:
Wie flexibel lässt sich der Shop an Ihre spezifischen Anforderungen anpassen?
Wie hoch ist der technische Aufwand, wenn Sie wachsen oder neue Funktionen benötigen?
Und: Wie zuverlässig funktioniert das Ganze im täglichen Betrieb?
Vorteile: Warum Apps im B2B-Bereich sinnvoll sind
Gerade im B2B unterscheiden sich die Anforderungen je nach Branche, Zielgruppe und Vertriebslogik. Das App-Modell von Shopify erlaubt es Ihnen, Schritt für Schritt genau die Funktionen hinzuzufügen, die für Ihr Geschäftsmodell wirklich relevant sind.
Typische Vorteile sind:
Spezialisierte Funktionen: Vom Angebotsformular bis zur Netto-/Bruttopreisumschaltung – viele B2B-Anforderungen lassen sich mit etablierten Apps abbilden.
Kosteneffizienter Einstieg: Statt hoher Entwicklungskosten nutzen Sie vorhandene Tools, die sofort einsatzbereit sind.
Schnelle Umsetzung: Ideal für den MVP-Ansatz oder wenn Sie Ihren Shop agil weiterentwickeln wollen.
Wenn Sie auf der Suche nach einer schlanken, aber skalierbaren Lösung sind, kann das App-Modell von Shopify ein starkes Argument für die Plattform sein.
Aber: Apps sind kein Selbstläufer
Trotz aller Vorteile bringt der modulare Ansatz auch Herausforderungen mit sich – vor allem im B2B, wo Prozesse oft komplexer und individueller sind.
Diese Faktoren sollten Sie bei der Entscheidungsfindung im Blick behalten:
Kosten: Viele B2B-relevante Apps sind kostenpflichtig. Die monatlichen Gebühren können sich schnell summieren – vor allem, wenn Sie viele Funktionen benötigen.
Kompatibilität: Nicht alle Apps harmonieren miteinander. Funktionale Konflikte oder Darstellungsprobleme sind keine Seltenheit.
Performance-Einbußen: Je mehr Apps eingebunden sind, desto höher das Risiko längerer Ladezeiten – was sich negativ auf die User Experience auswirken kann.
Abhängigkeit von Drittanbietern: Updates, Support oder auch die Weiterentwicklung liegen nicht in Ihrer Hand. Wird eine App eingestellt, brauchen Sie kurzfristig Alternativen.
Datenschutz & Sicherheit: Viele Apps greifen auf sensible Kundendaten zu. Prüfen Sie daher DSGVO-Konformität und Sicherheitsstandards genau.
Wartungsaufwand: Eine komplexe App-Landschaft erfordert laufende Pflege, Monitoring und regelmäßige Tests – gerade bei größeren Shops.
Kurz: Die modulare Erweiterbarkeit ist ein großer Pluspunkt – aber nur, wenn sie strategisch und bewusst genutzt wird.
Empfehlung: Qualität vor Quantität
Wählen Sie Ihre Apps mit Bedacht. Achten Sie auf Anbieter mit guter Reputation, regelmäßigen Updates und zuverlässigem Support.
Und ganz wichtig: Testen Sie neue Apps immer zuerst in einer Staging-Umgebung, bevor Sie sie live schalten. So vermeiden Sie unerwünschte Nebenwirkungen und behalten die Kontrolle über Ihre Shop-Performance.
B2B-Funktionen und Einstellungen in Shopify Plus – was möglich ist und was nicht
Wenn Sie sich fragen, ob Shopify die richtige Lösung für Ihren B2B Commerce ist, spielen die verfügbaren Funktionen eine zentrale Rolle.
Vor allem der Shopify Plus-Plan bietet eine Reihe spezifischer Features, die auf die Anforderungen im B2B-Umfeld zugeschnitten sind. Diese Funktionen ermöglichen ein professionelles Einkaufserlebnis für Geschäftskund:innen – auf einem Niveau, das sich mit Enterprise-Lösungen vergleichen lässt.
SaaS mit Grenzen
Allerdings gilt: Shopify bleibt auch im B2B ein standardisiertes SaaS-System. Das bringt gewisse Einschränkungen mit sich – vor allem in Bezug auf technische Flexibilität und individuelle Sonderlösungen.
Viele Anforderungen lassen sich durchaus realisieren – entweder über Shopify-Plus-Funktionen, passende Apps oder Theme-Anpassungen.
Aber nicht alles ist „out of the box“ oder exakt so umsetzbar, wie Sie es möglicherweise aus anderen Systemen kennen.
Anforderungen realistisch bewerten
Gerade deshalb ist es entscheidend, Ihre Anforderungen frühzeitig mit den vorhandenen Möglichkeiten abzugleichen. Denn der Erfolg Ihres B2B-Projekts hängt stark davon ab, ob Sie bereit sind, pragmatische Kompromisse einzugehen – oder an bestimmten Punkten auf individuelle Erweiterungen setzen möchten.
In den folgenden Abschnitten zeigen wir die wichtigsten Funktionen, die im B2B-Kontext häufig benötigt werden – und wie Shopify (Plus) diese konkret umsetzt. So können Sie besser einschätzen, ob die Plattform zu Ihrem Vorhaben passt.
Die 10 wichtigsten B2B Commerce Funktionen – und wie Sie sie mit Shopify umsetzen
1) Verwaltung von B2B-Kundenkonten und Unternehmensprofilen
Ein zentrales Merkmal im B2B-Commerce ist die strukturierte Verwaltung von Geschäftskund:innen auf Unternehmensebene – hier bietet Shopify Plus eine passende Lösung.
Die Plattform erlaubt die Abbildung komplexer Kundenstrukturen durch sogenannte Unternehmensprofile, in denen mehrere Nutzer:innen und Standorte organisiert werden können.
Das ist möglich:
Mehrere Nutzer:innen pro Unternehmen:
Jedes Unternehmensprofil kann mehrere Käufer:innen enthalten – zum Beispiel Mitarbeitende verschiedener Abteilungen oder Standorte.Zugriffsrechte auf zwei Ebenen:
Es gibt zwei Rollen:Besteller:innen – dürfen Bestellungen aufgeben.
Standort-Administrator:innen – dürfen zusätzlich Einstellungen verwalten (z. B. Zahlungsdaten oder Adressen).
Individuelle Konditionen je Standort:
Für jedes Unternehmensprofil – oder sogar je Standort – lassen sich spezifische Einstellungen definieren:Zahlungsbedingungen (z. B. Rechnungskauf)
Steuerbefreiungen
Bevorzugte Zahlungsmethoden
Sicherer Login-Prozess:
B2B-Nutzer:innen melden sich über einen 6-stelligen Verifizierungscode an, der an ihre E-Mail gesendet wird. Optional lässt sich der gesamte Shop so konfigurieren, dass nur eingeloggte B2B-Kund:innen Zugriff haben.Vertriebsteams abbilden:
Individuelle Nutzer:innen können bestimmten Unternehmen und Standorten zugewiesen werden. Zudem kann Ihr Vertriebspersonal mit gezielten Zugriffsrechten für spezifische Kund:innen ausgestattet werden – etwa zur Betreuung oder Angebotsabwicklung.
Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Diese Funktion ist besonders relevant, wenn Sie mit mehrstufigen Einkaufsstrukturen arbeiten oder mehrere Ansprechpartner:innen pro Kunde verwalten müssen. Shopify Plus bietet hier einen leistungsfähigen Standard – allerdings innerhalb des vorgegebenen Rollenmodells.
Für feinere Berechtigungen oder spezielle Freigabeprozesse kann zusätzlicher Entwicklungsaufwand nötig werden.
2) Registrierungsanfrage für Geschäftskund:innen
Ein zentraler Bestandteil vieler B2B-Shops ist die Möglichkeit für potenzielle Geschäftskund:innen, sich zunächst für den Zugang zum Shop zu registrieren – bevor sie Preise oder Angebote einsehen können.
Diese sogenannte Registrierungsanfrage dient dazu, den Zugang gezielt zu kontrollieren und ausschließlich geprüften Geschäftskund:innen die B2B-Funktionen bereitzustellen.
Typischerweise umfasst dieser Prozess:
ein individuelles Anmeldeformular, in dem Unternehmen ihre Firmendaten hinterlegen,
eine manuelle oder automatisierte Prüfung durch das Shop-Team,
sowie die Freischaltung des Kundenkontos nach erfolgreicher Verifizierung.
Umsetzung in Shopify Plus
Mit Shopify Plus lässt sich dieser Prozess technisch abbilden – zum Beispiel über ein individuelles Formular und einen entsprechenden Prüf-Workflow.
Alternative: Apps nutzen
Darüber hinaus stehen auch spezialisierte Apps zur Verfügung – etwa Customr, mit der sich Anmeldeprozesse samt Genehmigungslogik direkt in den Shop integrieren lassen.
Was bedeutet das für Ihre Entscheidung?
Shopify bietet für die B2B-Registrierung solide Möglichkeiten. Wichtig ist: Automatisierte Freigaben, komplexe Prüfregeln oder Anbindungen an externe Systeme erfordern unter Umständen zusätzliche Entwicklung.
Prüfen Sie daher frühzeitig, wie komplex Ihr Onboarding-Prozess sein soll – und ob Shopify Plus diesen mit vertretbarem Aufwand abbilden kann.
3) Preise erst nach Login sichtbar
Im B2B-Umfeld ist es üblich, dass Preise nicht öffentlich sichtbar sind – denn diese ergeben sich häufig aus individuellen Konditionen, Rabatten oder Staffelpreisen, die von Kunde zu Kunde variieren. Eine Preisanzeige erst nach erfolgreichem Login stellt sicher, dass nur verifizierte Geschäftskund:innen ihre spezifischen Einkaufskonditionen sehen.
Umsetzung mit Shopify Plus
Im Shopify-Kernsystem ist diese Funktion grundsätzlich umsetzbar, aber nicht direkt konfigurierbar. Das bedeutet: Um Preise erst nach Login anzuzeigen, benötigen Sie entweder eine Anpassung des Themes oder eine App-basierte Lösung. Beides ist möglich – aber mit zusätzlichem Aufwand verbunden.
Geeignete Apps für die Preisverbergung
Folgende Shopify-Apps haben sich im B2B-Kontext bewährt:
Locksmith: Sehr flexibel, auch zum gezielten Sperren einzelner Seiten, Produkte oder Inhalte.
Talon – Login to View Price: Speziell für das Verbergen von Preisen und Warenkorb-Buttons vor dem Login entwickelt.
Advanced Registration: Kombiniert erweiterte Registrierungsprozesse mit Zugriffsbeschränkungen.
Was bedeutet das für Sie?
Wenn es für Ihr Geschäftsmodell entscheidend ist, dass Preise nur für eingeloggte Nutzer sichtbar sind, ist Shopify grundsätzlich in der Lage, diese Anforderung abzubilden – allerdings nicht im Standard.
Planen Sie dafür technische Anpassungen oder den gezielten Einsatz kostenpflichtiger Apps ein. Prüfen Sie im Vorfeld, wie wichtig diese Funktion für Ihr B2B-Modell ist – und ob die verfügbaren Lösungen in puncto Sicherheit und Bedienkomfort Ihren Anforderungen genügen.
4) Individuelle Preisgestaltung für Geschäftskund:innen
Ein zentrales Merkmal im B2B-Commerce ist die kundenspezifische Preislogik: Unterschiedliche Kunden erhalten unterschiedliche Preise – je nach Verhandlung, Volumen oder Vertragsstatus.
Shopify Plus bietet hierfür native Funktionen, mit denen Sie zielgerichtete Preisstrukturen und Produktkataloge umsetzen können.
Preislisten in Shopify Plus
Mit dem B2B-Feature von Shopify Plus lassen sich sogenannte Preislisten (auch als „Kataloge“ bezeichnet) erstellen. Diese enthalten entweder:
Feste Preise für bestimmte Produkte oder Varianten
oder prozentuale Preisnachlässe auf bestehende Preise.
Jeder Preisliste kann anschließend einem oder mehreren Unternehmen bzw. Standorten zugewiesen werden. Damit sehen eingeloggte Geschäftskund:innen nur die Produkte und Preise, die speziell für sie freigegeben wurden.
Weitere Vorteile:
Sie können gezielt steuern, welche Produkte überhaupt sichtbar sind.
Es lassen sich vollständige oder teilweise Produktkataloge definieren.
Die Pflege der Preislisten erfolgt direkt über das Admin-Interface, via CSV-Import oder über die Shopify-API – etwa im Zusammenspiel mit einem ERP-System.
Wichtige Einschränkungen
Shopify setzt bei der Anzahl von Katalogen gewisse Grenzen:
Maximal 25 Kataloge pro Standort
Insgesamt bis zu 10.000 Kataloge pro Shop
Diese Limits sollten bei umfangreichen Sortimenten oder differenzierter Kundengruppenstruktur berücksichtigt werden.
Alternative Wege: Apps und Eigenentwicklung
Falls die integrierten Preislisten-Funktionen nicht ausreichen oder weitergehende Logik (z. B. aus einem ERP-System) notwendig ist, können Sie auch:
auf spezialisierte Apps wie Customer Pricing zurückgreifen
oder über eine eigene Middleware-Lösung individuelle Preislogik implementieren – z. B. via API-Anbindung an Ihr ERP.
Für Ihre Entscheidung wichtig:
Shopify Plus bietet Ihnen eine leistungsfähige, aber standardisierte Lösung zur Umsetzung von individuellen Preisen. Wenn Ihre Anforderungen im Rahmen der gebotenen Funktionalität liegen, ist dieses Feature ein großer Pluspunkt.
Bei komplexeren Setups – etwa mit dynamischen Preisen, externen Rabattsystemen oder sehr vielen Kundengruppen – sollten Sie den Aufwand für App-Nutzung oder Eigenentwicklung im Vorfeld einkalkulieren.
5) Mengenrabatte und Staffelpreise gezielt einsetzen
Im B2B-Commerce sind Mengenrabatte und Staffelpreise ein bewährtes Mittel, um Großabnehmer zu incentivieren – und gleichzeitig typische Anforderungen wie Mindestmengen oder Verpackungseinheiten abzubilden. Shopify Plus bietet hier eine integrierte Lösung.
Mengenabhängige Preisregeln in Shopify Plus
Mit den Volume Pricing-Funktionen von Shopify Plus lassen sich flexible Preisregeln für bestimmte Produkte oder Varianten definieren – abhängig von der bestellten Menge.
Dabei können Sie u. a. festlegen:
Mindest- und Höchstbestellmengen
Verpackungseinheiten (z. B. in 5er-, 10er-Schritten)
Preisstaffeln pro Produkt (bis zu 10 Staffeln pro Artikel), z.B:
1–9 Stück: 10 € / Stück
10–49 Stück: 9 € / Stück
ab 50 Stück: 8 € / Stück
Diese Logik sorgt für Transparenz und Benutzerfreundlichkeit im B2B-Einkauf – gerade dann, wenn Kund:innen regelmäßig in größeren Mengen bestellen.
Technische Besonderheit
Wichtig zu wissen: Sobald ein Produkt Staffelpreise enthält, überschreibt die Preisstaffel alle anderen globalen Rabatte, z. B. auf Katalogebene. Das verhindert unerwünschte Wechselwirkungen, erfordert aber eine klare Rabattlogik bei der Konzeption.
Fazit
Shopify Plus ermöglicht es Ihnen, staffelbasierte Preismodelle direkt im System abzubilden – ohne den Umweg über externe Apps. Damit erhalten Sie eine solide Basis, um Preislogik und Einkaufsverhalten im B2B-Shop aufeinander abzustimmen.
6) Schnellbestellungen für effizienten Einkauf
Im B2B-Alltag zählt Effizienz – besonders dann, wenn Kund:innen regelmäßig große Bestellmengen oder wiederkehrende Produktsets benötigen. Eine Schnellbestellfunktion („Quick Order“) ist daher ein häufig gewünschtes Feature im B2B-Shop.
Was Shopify (Plus) standardmäßig bietet
Shopify Plus bietet keine native Schnellbestellfunktion. Standardmäßig müssen Produkte einzeln über die Produktdetailseiten in den Warenkorb gelegt werden – ein Ansatz, der im B2C sinnvoll ist, aber im B2B zu viel Zeit kosten kann.
Lösungsmöglichkeiten
Um die Bestellprozesse zu beschleunigen, können Sie auf zwei bewährte Wege zurückgreifen:
Apps für Schnellbestellung
Im Shopify App Store finden sich spezialisierte Lösungen, z. B.:Individuelle Entwicklung
Alternativ lässt sich ein individuelles Schnellbestellformular direkt im Theme umsetzen – z. B. als:tabellarische Produktübersicht mit Mengenfeldern
CSV- oder SKU-basierte Schnell-Eingabe
Wiederbestellfunktion aus bisherigen Orders
Fazit
Eine Quick Order-Funktion verbessert die Usability für B2B-Kund:innen spürbar – gerade bei großen Warenkörben. Zwar ist sie nicht im Standard enthalten, lässt sich aber über Apps oder individuelle Anpassungen gut integrieren.
7) Nettopreise und Mehrwertsteuer korrekt darstellen
Im B2B-Commerce ist die Anzeige von Nettopreisen Standard – schließlich richten sich Angebote in der Regel an vorsteuerabzugsberechtigte Unternehmen. Shopify ist allerdings primär für den B2C-Markt konzipiert und stellt hier gewisse Hürden in den Weg.
Herausforderung: Nettopreise im Frontend
Shopify zeigt Preise standardmäßig inklusive Mehrwertsteuer an. Das kann zu Problemen führen, wenn Sie Ihren Shop primär für Geschäftskund:innen betreiben.
Zwar lassen sich Steuereinstellungen im Backend anpassen, aber eine saubere Netto-Ausweisung im Frontend erfordert zusätzliche Maßnahmen – vor allem, wenn unterschiedliche Steuersätze oder internationale Märkte im Spiel sind.
Lösungsmöglichkeiten
Liquid-Code für Dual Pricing
Viele Entwickler:innen arbeiten mit angepasstem Liquid-Code, um Netto- und Bruttopreise parallel auszugeben. Dabei wird der gewünschte Steuersatz (z. B. 19 %) fest im Code hinterlegt und die Nettoanzeige entsprechend berechnet.Diese Lösung funktioniert gut, birgt jedoch Risiken bei Rundungsdifferenzen, etwa bei Staffelpreisen oder Warenkörben mit vielen Positionen.
Dual-Pricing-Apps
Im Shopify App Store gibt es mehrere Tools, die genau diesen Anwendungsfall abdecken, z. B.:B2B Handsfree: Unterstützt zusätzlich die USt-ID-Validierung, z. B. für steuerfreie Einkäufe innerhalb der EU.
Expertenlösungen & Community-Erfahrung
Es gibt zahlreiche Threads in der Shopify Community zu diesem Thema – mit unterschiedlich komplexen Lösungswegen. Auch individuelle Erweiterungen, z. B. von spezialisierten Agenturen oder Freelancer:innen, sind möglich.
Wichtig für Sie:
Die Netto-Darstellung im Shopify-Frontend ist möglich – aber nicht ohne technische Zusatzlösungen. Ob Sie sich für einen Code-basierten Ansatz, eine App oder eine individuelle Implementierung entscheiden, hängt von Ihrem Geschäftsmodell, den Zielmärkten und den rechtlichen Anforderungen ab.
8) Angebotsanfragen im B2B
Gerade im B2B ist es üblich, dass Preise individuell verhandelt werden – etwa bei komplexen Produkten, größeren Mengen oder Sonderwünschen. Deshalb gehören Angebotsanfragen zu den häufigsten Anforderungen in B2B-Onlineshops.
1. Einfache Angebotsanfragen via Formular
Ein typisches Szenario: Kund:innen sehen keine Preise im Shop, sondern können über ein Formular ein individuelles Angebot anfordern.
Diese Variante lässt sich mit Shopify Plus grundsätzlich umsetzen:
Shopify Forms in Kombination mit Shopify Flow ermöglichen einfache Workflows für Angebotsanfragen.
Alternativ bieten Apps wie SB Request a Quote, Hide Price eine komfortable Möglichkeit, Preise auszublenden und Anfrageformulare auf Produkt- oder Kategorieseiten zu platzieren.
2. Fortgeschrittene Angebotsfunktionen: Draft Orders
Shopify Plus stellt mit den sogenannten Draft Orders eine native Lösung bereit, die sich für fortgeschrittene Anwendungsfälle eignet – z. B. wenn Angebote:
im Backend individuell erstellt,
per E-Mail an Kund:innen versendet
und direkt über einen Checkout-Link beauftragt werden sollen.
Diese Funktion kommt einem klassischen Angebotsprozess am nächsten, bleibt aber in der Hand der Shopbetreiber:innen und ist nicht direkt im Frontend eingebunden.
3. Umfassende B2B-Apps mit Angebotslogik
Für Shops mit höheren Anforderungen – etwa der Kombination aus individuellen Preisen, kundenspezifischen Katalogen und Angebotsfunktion – eignen sich spezialisierte B2B-Apps wie:
Diese ermöglichen es, auf Kundengruppen zugeschnittene Produktansichten zu erstellen, individuelle Preise anzuzeigen und Angebotsanfragen direkt im Shop zu verarbeiten.
Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Shopify Plus bietet praktikable Wege für Angebotsprozesse – etwa über Draft Orders oder Apps. Wer sich auf die Shopify-Logik einlässt, kann funktionale Lösungen umsetzen. Wichtig ist jedoch: Ein klassischer Angebotsprozess lässt sich mit Mitteln des Shopsystems nicht 1:1 abbilden.
9) Checkout / Zusätzliche Felder für B2B-Informationen
Im B2B-Bereich ist es oft nötig, im Checkout zusätzliche Informationen abzufragen – zum Beispiel interne Bestellnummern oder andere Referenzdaten. Shopify ermöglicht grundsätzlich das Hinzufügen solcher individueller Felder im Checkout.
Technische Rahmenbedingungen
Der Checkout-Prozess wird bei Shopify zentral von der Plattform gesteuert, was für hohe Stabilität und Skalierbarkeit sorgt. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, den Checkout individuell anzupassen, eingeschränkt.
Erweiterte Anpassungen mit Shopify Plus
Im Shopify Plus-Tarif können Händler mit Entwicklerunterstützung über „Checkout UI Extensions“ individuelle Felder oder Funktionen ergänzen. Ohne Plus-Tarif sind Anpassungen kaum möglich.
Apps für zusätzliche Felder
Für Händler ohne Shopify Plus gibt es Apps, die zusätzliche Felder im Checkout ermöglichen:
Checkout Custom Fields by Akia
Diese App erlaubt das Hinzufügen von Textfeldern, Dropdowns und Checkboxen im Checkout. Sie bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche ohne Programmierkenntnisse und ermöglicht die Validierung von Eingaben mittels regulärer Ausdrücke.Qikify Checkout Customizer
Mit dieser App können Händler zusätzliche Felder, Upsell-Angebote und Validierungsregeln im Checkout implementieren. Sie ist vollständig kompatibel mit Shopify B2B und unterstützt mehrere Sprachen und Währungen.
Wichtig für Sie:
Die Integration individueller Felder im Checkout ist machbar, erfordert aber meist die Unterstützung durch Entwickler:innen oder passende Apps, da standardisierte Backend-Optionen begrenzt sind.
Weitere Details bietet die Shopify-Dokumentation zum Checkout.
10) Produktdaten und Kategorien
Die Verwaltung von Produktdaten ist im Shopify-Backend intuitiv gelöst. Für einfache oder kleinere Sortimente kann die Datenpflege manuell erfolgen. Importfunktionen via CSV erleichtern zusätzlich das Anlegen größerer Produktmengen.
Die Pflege erfolgt über eine einfache Benutzeroberfläche, die in der offiziellen Shopify-Dokumentation gut beschrieben ist.
Erweiterte Produktdaten mit Metafeldern
Im B2B-Umfeld ist es üblich, technische Details, Spezifikationen und zusätzliche Informationen je Produkt bereitzustellen. Shopify bietet dafür sogenannte Metafelder, mit denen bis zu 250 zusätzliche Felder je Entität gepflegt werden können.
Für noch komplexere Datenstrukturen können Metaobjekte verwendet werden, die sich wie kleine Datenmodelle verhalten und in Templates eingebunden werden können.
Limitation bei Produktvarianten
Eine wichtige systemseitige Einschränkung betrifft die Handhabung von Varianten: Shopify erlaubt maximal 100 Varianten pro Produkt bei höchstens drei Attributen (z. B. Größe, Farbe, Material).
In B2B-Szenarien mit komplexeren Produktausprägungen kann dies schnell zu Herausforderungen führen – etwa bei Konfigurationsprodukten oder umfangreichen Variantenmatrizen. Hier sollten alternative Darstellungsformen wie Konfiguratoren oder Varianten-Apps frühzeitig eingeplant werden.
Apps für Produktoptionen
Für komplexe Anforderungen stehen verschiedene Apps zur Verfügung:
Easify Product Options – bietet flexible Konfigurationslogik, z. B. per Dropdown, Farbfeld oder Textfeld.
AvisPlus Product Options – erlaubt u. a. bedingte Optionen, Aufpreise und die visuelle Darstellung komplexer Konfigurationen.
Zepto Product Personalizer – ideal für anpassbare Produkte mit Live-Vorschau, z. B. Gravuren oder individuelle Texte.
Externe Systeme wie PIM
Für große oder technisch anspruchsvolle Produktkataloge empfiehlt sich der Einsatz eines Product Information Management Systems (PIM). Ein PIM ermöglicht die zentrale Pflege und Anreicherung von Produktdaten und reduziert die Komplexität in Shopify erheblich.
Insbesondere bei Multichannel-Strategien oder mehreren Sprachversionen ist ein PIM oft die nachhaltigere Lösung.
Wichtig für Ihre Entscheidung:
Die Produktdatenpflege ist in Shopify grundsätzlich einfach möglich – jedoch stößt das System bei komplexen Varianten, technischen Daten oder branchenspezifischen Anforderungen schnell an Grenzen.
Wer mit großen oder technisch anspruchsvollen Katalogen arbeitet, sollte frühzeitig ein PIM-System oder spezialisierte Apps in die Systemarchitektur einplanen. Auch hier gilt: Was einfach startet, braucht bei wachsendem B2B-Bedarf klare Struktur und passende Tools.
Die Grenzen von Shopify im B2B
Shopify ist eine leistungsstarke Plattform – aber kein vollwertiges B2B-Shopsystem. Und es will auch keines sein. Wer komplexe Konfigurationen, individuelle Freigabeprozesse oder tief verzweigte Preislogiken sucht, stößt mit Shopify (besonders in den Standardplänen) schnell an funktionale Grenzen.
Was (noch) nicht geht – oder nur mit erheblichem Aufwand
Viele zentrale Anforderungen im B2B lassen sich in Shopify nur eingeschränkt oder mit individuellen Workarounds abbilden:
Mehrstufige Freigabeprozesse (z. B. Einkaufsabteilung bestellt, Führungskraft gibt frei) sind nicht nativ vorgesehen.
Angebotsfunktionen wie „Preis auf Anfrage“ oder „PDF-Angebot generieren“ benötigen individuelle Entwicklungen oder spezialisierte Apps.
Komplexe Preisstaffelungen über mehrere Dimensionen hinweg (z. B. Menge + Kundentyp + Produkttyp) sprengen die Standardfunktionen.
Große Warenkörbe mit mehr als 250 Positionen sind technisch möglich, funktionieren aber nicht mehr zuverlässig.
Komplexe Produktkataloge mit vielen Varianten oder spezifischen technischen Attributen benötigen kreative Lösungen – oft per Custom App oder durch Anbindung eines PIM-Systems.
Internationales B2B mit unterschiedlichen Steuersätzen, Lieferbedingungen und rechtlichen Anforderungen lässt sich mit Shopify umsetzen – aber nur mit klarer Planung und Erfahrung.
Technische Plattform-Grenzen im Überblick
Auch systemseitig zeigt Shopify im B2B-Bereich bestimmte Einschränkungen:
Keine zentrale Verwaltung mehrerer Shops: Multi-Shop-Architekturen erfordern vollständig separate Instanzen, was Pflege und Betrieb aufwendiger macht.
Fehlende Konto-Hierarchien: Mutter-Tochter-Unternehmen, Nutzerrollen oder Genehmigungsprozesse lassen sich nur eingeschränkt abbilden.
Limitierte Produktvarianten: Maximal 100 Varianten in drei Dimensionen pro Produkt können bei technischen Sortimenten schnell zu Engpässen führen.
Nur eingeschränkte Backend-Steuerung: Viele B2B-relevante Funktionen sind nur über Drittanbieter-Apps oder Shopify Plus verfügbar.
Dazu kommen weiche, aber relevante Faktoren:
Datenschutz und Compliance: Die Einbindung zahlreicher Apps kann neue Risiken im Bereich DSGVO oder Datenzugriff schaffen.
Verlässlichkeit bei Individualisierung: Je mehr Anpassungen über Apps oder externe Tools erfolgen, desto stärker sinkt die Kontrolle über Updates, Support und Kompatibilität.
Fazit: Shopify für B2B – ja oder nein?
B2B-Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Vertriebsprozesse zu digitalisieren – effizient, kundenfreundlich und möglichst schnell. Shopify kann in diesem Kontext eine attraktive Lösung sein:
Die Plattform bietet eine schnelle Time-to-Market, ein überzeugendes UX-Design und – vor allem über Shopify Plus oder passende Apps – zahlreiche Funktionen, die auch für den B2B-Handel relevant sind.
Dieser Beitrag zeigt jedoch auch klar: Shopify ist kein Alleskönner. Wer hochindividuelle Anforderungen, komplexe Preislogiken oder unternehmensspezifische Freigabeprozesse abbilden möchte, stößt mit Shopify an technische und organisatorische Grenzen.
Besonders der modulare Aufbau über Apps bringt zusätzliche Komplexität ins Spiel – sei es durch Kosten, Wartungsaufwand oder Compliance-Fragen.
Für viele Start-ups, kleine und mittelständische Unternehmen, die gerade überlegen, wie sie ihren Vertrieb digital erweitern, liefert Shopify jedoch einen soliden, praxisnahen Einstieg.
Wichtig ist, die eigenen Anforderungen realistisch zu bewerten und den Shop mit einem klaren Fokus aufzusetzen:
Was muss wirklich digitalisiert werden?
Welche Prozesse lassen sich (noch) im Backend oder mit bestehenden Tools abbilden?
Dieser Text unterstützt Sie bei genau dieser Entscheidung. Er zeigt auf, wo Shopify überzeugt – und wo es sinnvoll ist, Grenzen zu akzeptieren oder nach Alternativen zu suchen.
Denn am Ende geht es nicht darum, die „perfekte“ Plattform zu finden, sondern die passende für Ihr Geschäftsmodell.